Ein Scheppern ließ mich aus dem Schlaf fahren und ich sah mich noch völlig verpennt um. Was war das denn eben? Ich schlug meine Decke zurück und fuhr mir durch meine braunen Haare. Auch wenn sie nicht besonders lang waren, standen sie garantiert wie jeden Morgen in alle Richtungen ab. Nach einem mürrischen Blick auf meinen Radiowecker stellte ich fest, dass ich theoretisch noch zehn Minuten hätte schlafen können. Das lohnte sich jetzt eh nicht mehr, so ein Mist. So fing der Tag gut an, unfreiwillig zu früh wach und dann im Anschluss noch Schule. Ich verdrehte die Augen und stand auf, der schwarze Teppich kitzelte meine nackten Füße und ich tapste zu meinem gigantischen Schrank. Wenn ich schon nicht mehr schlafen durfte, konnte ich ja für ein wenig Aufruhr sorgen. Mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen schnappte ich mir ein Bench-Shirt und meine Jeans, zusammen mit frischer Unterwäsche und verschwand kurz darauf im Bad. Seelenruhig duschte ich erst einmal und ignorierte gekonnt das stetig lauter werdende Klopfen meines Bruders. Tja, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. dachte ich und machte schadenfoh und ganz entspannt meine Haare. Auch das "Lou, ich muss mal." bis hin zum etwas derberen "Mach auf, du Arsch!" überhörte ich. Nach zehn-minütigem Föhnen saßen auch meine Frisur perfekt und ich musterte mich. Sah doch alles schick aus, durchtrainiert und charmant wie eh und je. Als ich langsam dann aber nichts mehr fand, was sich hier in diesem schön ausgestatteten Raum noch tun ließ, entriegelte ich gnädigerweise die Tür. Ich war heute ja so barmherzig, man sollte mir den Tag dafür frei geben. Sobald mein Bruderherz allerdings sah, dass die Badtür auf war, wurde ich schon halb über den Haufen gerannt. Ich hob amüsiert eine Augenbraue und verließ das Zimmer. "Dir auch einen guten Morgen." meinte ich sarkastisch und schlenderte weiter. In der Küche fand ich dann den Grund, weshalb ich schon auf den Beinen war: meine Mum hatte einen Teller runtergeschmissen. Ich seufzte dramatisch und half ihr, die Reste wegzufegen. Wir wünschten uns gegenseitig einen schönen Morgen, wobei meine Begrüßung eher genervt ausfiel. Nicht, dass ich meine Mutter nicht liebte, aber im Moment ging sie mir eher auf den Zeiger. Schnell nahm ich mir etwas Geld und ein fertiges Toast- auch wenn es vermutlich eher für meine hinreißende Schwester gemacht worden war- biss hinein und schulterte meine Tasche. Auf ging es dann wohl in ein neues Schuljahr. Mit lauter 'mittelklassigen' Leuten, na wunderbar.